Ökologie
Gemeinde/Ökologie/Erdwärme

 

Nutzung der oberflächennahen Geothermie
in den Gebäuden:

  1. Freiwilligen Feuerwehr Groß Grenz
  2. Bürgerhaus/Kindergarten Groß Grenz
  3. 4 Privathaushalte der Gemeinde


Im Ergebnis von naturräumlich basierten Potenzialstudien werden für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern aufgrund der hervorragenden naturräumlichen Bedingungen erhebliche Potenziale der dezentralen Nutzung der oberflächennahen Geothermie ausgewiesen.

Es besteht jedoch regional ein großer Nachholbedarf bei der breiten Etablierung dieser regenerativen Energietechnik. Perspektivisch sind monovalente (ausschließlich Erdwärme) oder bivalente Nutzung (Erdwärme und z.B. Solarthermie) der Erdwärme in bis zu 30 % der Neubauten im ländlichen Bereich Mecklenburg-Vorpommerns erreichbar.

Hemmnisse bei der Verbreitung der oberflächennahen Geothermie als dezentrale Lösung der Wärmeversorgung im ländlichen Raum in Mecklenburg-Vorpommern sind aufgrund von Informationsdefiziten und der allgemeinen Knappheit von Investitionsmitteln der Gemeinden gegeben. Vor allem im ländlichen Raum fehlen frei zugängliche Demonstrationsanlagen der Nutzung der Erdwärme zur Schaffung von Akzeptanz und Verbreitung dieser regenerativen Energietechnik.

Die Gemeinde Bröbberow hat deshalb die "Regenerative Wärmeversorgung in der Freiwillige Feuerwehr Groß Grenz und im  Bürgerhaus/Kindergarten Groß Grenz" mit oberflächennaher Geothermie (Erdwärme) realisiert. Die Wärmeversorgung der Freiwilligen Feuerwehr Groß Grenz und des  Bürgerhaus/Kindergarten Groß Grenz ist mit einem erdgekoppelten Wärmepumpensystem realisiert worden. Im Bürgerhaus/Kindergarten wurde noch zusätzlich ein Kühleffekt für die Temperierung in den Sommermonaten genutzt  Die regenerative Wärmequellenanlage wurde mit Erdwärmesonden hergestellt. Unter geologischer Fachaufsicht (H.S.W. GmbH) wurden drei Erdwärmesonden je 50 m eingebaut.

Die Anzeige bzw. Anfrage des Bauvorhabens bei der Unteren Wasserbehörde Landkreis Bad Doberan ist positiv beschieden worden.

Emissionsminderungen und/oder Energieeinspareffekte
Die Gemeinde Bröbberow will durch die Realisierung des Vorhabens einen Beitrag zur Umsetzung der lokalen Agenden im Bereich Umweltschutz, Umweltbildung und Nachhaltige Entwicklung leisten.

Der Wärmebedarf des Gebäudes Freiwillige Feuerwehr beträgt ca. 12 000 kWh/Jahr. Es wird eine CO2 -Ersparnis durch den Betrieb der Anlage von ca. 2.5 t /Jahr erwartet.

Das Gebäude Freiwillige Feuerwehr ist eine gemeindliche Begegnungsstätte (Kulturarbeit, ständige Ausstellungen, Workshops, Arbeitsgemeinschaften, Gemeindeversammlungen) und bedarf aufgrund der Nutzung der ständigen Absicherung einer Grundheizlast durch ein Niedertemperaturheizsystem.

Zur Absicherung der ständigen Einsatzbereitschaft der Feuerwehrtechnik müssen im Gebäudeteil Fahrzeughalle Temperaturen dauerhaft über 10° C gewährleistet werden. Für die dargestellten kombinierten Anforderungen stellt die Nutzung der oberflächennahen Geothermie (Erdwärme) und die Wärmeausbringung über ein Niedertemperaturheizsystem eine sehr energieeffiziente und wirtschaftliche Lösung dar. Beide Gebäudeteile können mit einem Heizsystem versorgt werden

Mit der Durchsetzung dieser Vorhaben wurde ein nachhaltiger gemeinschaftlicher ökologischer und ökonomischer Nutzen im Gemeindegebiet erreicht:
  • Reduzierung der CO2-Emissionen,

  • Realisierung des emissionsfreien Heizens,

  • Freisetzung von Gemeindefinanzen für weitere Projekte durch Reduzierung der Betriebskosten der Heizanlage,

  • Schaffung von Demonstrationsanlagen für die Erdwärmenutzung.

Ein wichtiges Ziel war die Erhöhung bzw. Durchsetzung der Akzeptanz der regenerativen Energietechnik. Von den Demonstrationsanlagen, Bürgerhaus/Kindergarten und Freiwillige Feuerwehr werden starke Multiplikationseffekte für zukünftige Neubau- bzw. Sanierungsmaßnahmen im Gemeindegebiet ausgehen. Gegenwärtig bietet sich die Chance durch gezielte Informationsmaßnahmen im Gemeindegebiet beim vielfach anstehenden Austausch von Öl- bzw. Gaskesseln auf die Installation von Erdwärmeanlagen hinzuwirken.

Diese Vorhaben sind eine Stufe des Ausbaus der Gebäude zu Demonstrationszentren für regenerative Energien. In den kommenden Jahren soll ein weiterer Ausbau von Gebäuden in der Gemeinde mit regenerativen Energietechniken (Solarthermie, Photovoltaik) erfolgen. Die Gemeinde wird Führungen im Rahmen schulischer Projekttage anbieten und damit einen Beitrag zur lokalen Umweltbildung leisten.

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Erdwärme
Die Nutzung der Geothermie (syn. Erdwärme) weist in Anbetracht der Verteuerung von Primärenergieträgern auf dem Weltmarkt ein erhebliches Entwicklungs- und Wert-schöpfungspotential für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern auf. Als regenerative Energie werden Erdwärmenutzungen zukünftig einen deutlichen Beitrag zur Substitution von Heizöl und Erdgas bzw. zur Reduzierung der CO2 -Emissionen leisten.

Erhebliche Einsparpotentiale zur Reduzierung von CO2-Emissionen in der Bundesrepublik Deutschland liegen im Bereich der Wärmeversorgung und Dämmung von Gebäuden (Kolloquium der Deutschen Energie Agentur zur EnEV, Berlin 2002). Die neue Energieeinsparverordnung trägt diesem Sachverhalt mit der Einführung eines Energiepasses für Gebäude Rechnung. Bei einer energetischen Bewertung wird die Substitution von CO2-Emissionen durch Etablierung regenerativer Energietechniken gegenüber der Vermeidung durch Dämmung adäquat berücksichtigt.

Nutzungen der Erdwärme (Geothermie) haben eine über 3.000-jährige Geschichte. Die unerschöpfliche Ressource Erdwärme speist sich aus dem radioaktiven Zerfall der Elemente im Erdkern. Der vom Erdkern zur Erdoberfläche gerichtete Wärmestrom ist durch den geothermischen Gradienten charakterisiert (DT im Mittel 3.3 K je 100 m). In regional, lithofaziell und tektonisch besonders ausgeprägten geologisch/hydrogeologischen Bereichen können die geothermischen Gradienten von der Normalausbildung abweichen. So sind in einigen geologischen Störungszonen Europas hochthermale geothermische Ressourcen bereits an der Oberfläche nutzbar.

In Mecklenburg-Vorpommern ist in den oberflächennahen Schichten ein "normal" ausgeprägter geothermischer Gradient mit durchschnittlich folgendem Temperaturregime anzutreffen (IFFLAND, 2001):

Tiefe unter Gelände
0-100 m       9-11 ° C
>100 m        >11 ° C.

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Die im süddeutschen Raum seit 15 Jahren erfolgreich etablierten Technologien zur Nutzung der oberflächennahen Geothermie werden seit wenigen Jahren zunehmend auch in Mecklenburg-Vorpommern genutzt. Die Zahl der Neuinstallationen ist aufgrund der Verteuerung der Primärenergieträger Öl und Gas und eines deutlich veränderten Umweltbewusstseins der Bevölkerung deutlich steigend. Ein weiterer Aspekt der innovativen Energietechnik ist die Verbesserung des Raumkomforts bei der systembedingten Realisierung von Niedrigtemperatur- Heiz- bzw. Kühlsystemen.

Die wärmepumpenunterstützte Nutzung des niedrigthermalen Wärmepotentials der oberflächennahen Schichten bis ca. 200 m (Oberflächennahe Geothermie) bietet die Möglichkeit der wirtschaftlichen Anwendung regenerativer oberflächennaher Erdwärme zum Kühlen und Heizen von Einzelgebäuden und dezentralen Standorten. Durch wechselseitigen Betrieb (Heizen und Kühlen) sowie die Nutzung bauteilaktivierter Flächen (Decken, Wände, Fußboden) kann der Gesamtwirkungsgrad der Anlagen erheblich verbessert werden.

Die Anlagenkomponente Wärmepumpe als ein wesentlicher Bestandteil der Erdwärmeanlage arbeitet unter folgenden Voraussetzungen besonders wirtschaftlich und umweltfreundlich, d.h. mit einer besonders hohen "Ausbeute" an regenerativer Erdwärme:

» die mittlere Wärmequellentemperatur sollte möglichst hoch liegen (ca. 0-8C°)

» die Vorlauftemperatur des Heizsystems sollte möglichst niedrig liegen (<=35C°).

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Erdwärmesonden
Die Nutzung der oberflächennahen Geothermie über teilweise wärmepumpenunterstützte Erdwärmesondenanlagen ist eine schutzgutneutrale, betriebssichere und wirtschaftliche Lösung. Erdwärmesonden als geschlossene erdbürtige Wärmeüberträger (siehe Abbildung 1) führen nicht zur direkten Nutzung des Grundwassers, sondern nutzen lediglich das Wärmepotential des Erdreichs (Matrix+Grundwasser). Ihr Einsatz kann unabhängig von Wasserchemismus und hydraulischer Leitfähigkeit der Substrate realisiert werden.
Die durchschnittliche Einbautiefe beträgt 60 bis 150 m.

Erfolgreiche Projekte in ganz Europa dokumentieren wirtschaftliche und betriebssichere Lösungen der Wärme- und Kälteversorgung mit Erdwärmesondenanlagen. In der Schweiz werden mehr als 15 % der ländlichen Wärmeversorgung über entsprechende Systeme realisiert. In der Nutzung der oberflächennahen Geothermie in Deutschland werden erhebliche Potentiale für die effiziente und wirtschaftliche Substitution von Primärenergieträgern gesehen.


Einbringen einer Erdwärmesonde
Abbildung 1: Einbringen einer Erdwärmesonde

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Liegt die geplante Anlage außerhalb von Restriktionsflächen, erfolgt im Regelfall eine Zustimmung der Unteren Wasserbehörde.

Die Arbeitszahlen der Erdwärmesondenanlagen werden durch Wechselbetrieb (Kühlen und Heizen) erheblich verbessert. Eine Bemessung von Erdwärmesondenanlagen erfolgt gemäß VDI-Richtlinie 4640. Zusätzlich ist der Nachweis der quasi stationären Sondenleistung mit spezieller Bemessungssoftware zu führen. Dazu wird das geologische Vorprofil (Auswertung geologischer Primärdaten, Hydrogeologische Spezialkarte) thermodynamisch bewertet und im Bemessungsprogramm berücksichtigt.

Abbildung 2 dokumentiert das simulierte Langzeittemperaturverhalten einer Erdwärmesonde für ein Einfamilienhaus über einen Zeitraum von 25 Jahren.


Simuliertes Temperaturverhalten 
              einer Erdwärmesonde für ein Einfamilienhaus
Abbildung 2: Simuliertes Temperaturverhalten einer Erdwärmesonde
für ein Einfamilienhaus

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Durch den energetischen Nachweis werden Über- bzw. Unterbemessung der Wärmequellenanlage verhindert. Unterbemessungen der Erdwärmesonden haben erhebliche Auswirkungen auf Betriebskosten und Betriebssicherheit. Da unterbemessene Erdwärmesonden in den ersten 2 - 5 Jahren vom statischen Wärmevorrat des Erdreichs zehren, treten die Schäden (Anstieg der Betriebskosten, Sondenfeldvereisung) zeitversetzt auf.

Der Ausbau der Erdwärmesonden muss mit zertifiziertem, werkseitig druckgeprüftem Material erfolgen. Die Errichtung von Erdwärmesonden hat entsprechend VDI-Richtlinie 4640 unter Einhaltung sämtlicher gesetzlicher Bestimmungen durch eine DVGW zugelassene Fachbohrfirma sowie unter fachgeologischer Aufsicht zu erfolgen.


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Förderung der Erdwärme
Das Land Mecklenburg-Vorpommern fördert die Nutzung der Erdwärme mit folgenden Programmen:

Umweltministerium Klimaschutzprogramm (u.a. Gemeinden, Vereine, Wohnungsgesellschaften bis 40 %),

Wirtschaftsministerium Programm "Zukunftsträchtige Energietechnologien" bis 25 % (KMU).


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H.S.W. GmbH
Angewandte und
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